Kaleido Ostbelgien


Film im Kopf: Hörmedien für Kinder

Hörspiele, Hörbücher oder auch ganze Kindermusicals spielen im Alltag von Kindern eine wichtige Rolle und können die kindliche Fantasie beflügeln.

Hörmedien – bei Kindern sehr beliebt

Neben dem Fernsehen stehen die sogenannten Hörmedien noch immer oben auf der Beliebtheitsskala der Kinder und sind – abgesehen von Büchern – für viele Kinder die ersten „wahren“, da elektronischen Medien. Mit „Hörmedien“ sind traditionell Radio, Hörkassetten und CDs gemeint; inzwischen sind andere Abspielgeräte wie Handy und Smartphone sowie über Computer und Internet (Streaming-Dienste) zugängliche Angebote hinzugekommen.

Ganz gleich, ob es sich um Musik aus dem Internet handelt oder um ein Hörspiel aus dem Radio: Kinder nutzen ihre Hör-Stoffe in der Regel, wenn sie sich in Stimmung bringen möchten, Spaß und Unterhaltung brauchen. Ob zu Hause in Küche, Wohn- oder Kinderzimmer, im Auto oder inzwischen auch unterwegs, fast überall und jederzeit können Musikstücke, Hörbücher und -spiele angehört werden. Ein Teil der Kinder hört ganz konzentriert zu, andere lieben Geschichten und Musikstücke als Nebenbei-Medium, wieder andere nutzen sie zum Einschlafen.

In die eigene „Hörwelt“ eintauchen

Hörmedien sind meist die ersten eigenen Medien, die Kinder so nutzen können, wie sie es möchten. Viele Kinder ziehen sich mit eigenen Hörstücken gleichsam in ihre Privatsphäre zurück. Hierdurch möchten Sie sich schöne Hörerlebnisse und gute Gefühle verschaffen, aber auch Zeiten der Leere und Langeweile überbrücken. Die Hör-Geschichten, die zunächst nur ein Geflecht von Sprecherstimmen, Tönen, Geräuschen und Musik sind, muss sich das Kind dann mithilfe seiner Vorstellungskraft und seines Wissens selbst erschließen. Auf diese Weise erschafft sich jedes Kind beim Hören seine ganz eigene „Hörwelt“.

Schön für die Kinder ist es, wenn sie ein eigenes Abspielgerät und eigene Hörmedien besitzen. Denn auf diese Weise können sie weitgehend selbst entscheiden, was, wann und wie oft sie etwas hören möchten – je nachdem, in welche Stimmung sie gerade versetzt werden möchten oder in welche „Welt“ sie eintauchen wollen. Natürlich sollten Sie als Eltern trotzdem ein Auge darauf haben, wie oft und wie lange Ihr Kind täglich Hörmedien hört. Auf keinen Fall sollten Hörmedien zur dauerhaften Geräuschkulisse im Kinderzimmer werden. 

Hörmedien zeigen Ihnen, was für Ihr Kind gerade „Thema“ ist

Bei der Auswahl der Hörmedien scheinen Kinder genau zu wissen, was gerade am besten zu ihrer Stimmung oder zu dem Thema passt, das sie im Moment am meisten beschäftigt – zum Beispiel Themen wie „groß und stark werden“, „Freundschaft“, „Eifersucht“ oder „Angst“. Hört ein Kind zum Beispiel gerade sehr intensiv „Pippi Langstrumpf“, so kann es sein, dass es sich in eine innere Welt hineinfantasieren möchte, in der es keine Verbote und Bevormundungen durch die Erwachsenen gibt und in der es spielend leicht ist, ein starkes und mächtiges Kind zu sein. Kinder hören solche Lieblingsstücke oft über eine gewisse Zeit immer wieder an, bis sich eines Tages das Thema gleichsam „erledigt“ hat. Sie als Eltern können auf diese Weise regelrecht „mithören“, welches „Lebensthema“ Ihr Kind gerade beschäftigt, und können auch versuchen, mit Ihrem Kind darüber ins Gespräch zu kommen.

Hörerlebnisse fördern die Sprachentwicklung

Wenn Kinder mit Freude ein Hörspiel wiederholt anhören, kann sich dies positiv auf ihre Sprachentwicklung auszuwirken. Ton- und Schalleffekte, Geräuschuntermalungen, Musik oder Wechsel der Sprechstimmen richten die Aufmerksamkeit der Kinder derart auf das Medium, dass sie Sprache besser aufnehmen und verarbeiten. Diese Form des Zuhörens fördert vor allem den Aufbau ihres Wortschatzes. Hörmedien regen außerdem die Fantasie an und können dazu beitragen, dass Kinder lernen, „richtig“ und konzentriert zuzuhören. Dadurch üben sie gleichzeitig, den Sinn des Gehörten zu erfassen und zu verstehen.

Welche Hörmedien passen?

Bei der Auswahl von Hörmedien ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Produkte kindgerecht und altersgemäß sind. Denn Kinder hören anders zu als Erwachsene. Jüngere Vor- und Grundschulkinder nehmen nur die Handlungsteile eines Hörspiels wahr, die sie verstehen können und die ihnen in einer bestimmten Lebenssituation wichtig sind. Erst ältere Kinder können die Handlung längerer Hörspiele gut verstehen und wiedergeben, sich auch in die Rollen verschiedener Figuren hineinversetzen und die erzählte Geschichte nachdenklich beurteilen. Zudem können auch Kinderhörmedien erschrecken, ängstigen oder verstören, wenn sie nicht altersgemäß sind.

Das Radio oder auch Streamingdienste bieten auch jüngeren Kindern qualitativ gute Kindersendungen an und lässt ältere Kinder an der „angesagten Musikszene“ teilhaben. Viele ältere Kinder wollen auch wissen, wie es in der Welt zugeht und haben durchaus Interesse an aktuellen Themen, die in Nachrichten oder Magazinsendungen behandelt werden. Das gemeinsame Hören von Sendungen oder von Hörgeschichten können Sie als Eltern dazu nutzen, mit Ihrem Kind ins Gespräch zu kommen und die Interessen, Stimmungen und Bedürfnisse Ihres Kindes kennenzulernen.

Vom Hören zum selber Gestalten

Geräusche, Hörspiele und andere Produkte zum Zuhören können schon Kinder selbst gestalten. Vielleicht haben Sie Spaß daran, gemeinsam mit Ihren Kindern ein „Familien-Magazin“ zu produzieren. Darin können zum Beispiel Familien-Nachrichten, Alltagsreportagen aus der Umgebung, Sketche, Geräuschrätsel, Interviews mit den Nachbarn oder Lieblingsmusik enthalten sein. Eigene Hörproduktionen können dann auch zum Beispiel per Internet, Stick oder CD an Bekannte und Verwandte verschickt werden. Eigentlich für Fachkräfte in Kitas und Schulen, aber natürlich auch für Familien, gibt es verständliche, praktische Anregungen, wie man Hörspiele gestalten und kreativ mit Hörmedien arbeiten kann.

 

Literaturangaben

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), „Film im Kopf“: Hörmedien für Kinder, www.kindergesundheit-info.de, Online CC BY-NC-ND (zugegriffen am: 09.05.2022)