Kaleido Ostbelgien


Mobbing bei Kindern und Jugendlichen

Viele Kinder und Jugendliche haben bereits Erfahrungen mit Mobbing gemacht. Es ist ein Phänomen, dass ihren Alltag prägt und auf psychischer Ebenen seine Spuren hinterlässt. Daher ist es wichtig, dass Eltern, Lehrer und Fachleute diese Problematik ernst nehmen und genau hinschauen.

 

Was ist Mobbing und wie entsteht es?

Man spricht von Mobbing, wenn eine Person von einer anderen Person oder Gruppe systematisch und über einen längeren Zeitraum schikaniert, geärgert oder ausgegrenzt wird.

Mobbing in der Schule bezeichnet alle Handlungen, die zum Ziel haben einen Mitschüler fertig zu machen oder sozial auszugrenzen. Meist nehmen die schikanierenden Handlungen an Häufigkeit und Intensität zu.

Es gibt verschiedene Formen von Mobbing:

  • Physisches Mobbing in Form von Schlägen, Tritten, anderer körperlicher Gewalt
  • Verbales Mobbing in Form von Beleidigungen, Drohungen, Beschimpfungen
  • Psychisches Mobbing in Form von Ignorieren, Ausgrenzung aus sozialen Gruppen
  • Indirektes Mobbing in Form von Sachbeschädigung oder Diebstahl
  • Cybermobbing in Form von Beleidigungen, Bedrohungen, Bloßstellungen und Belästigungen mittels moderner Kommunikationsmedien (Computer, Handy und die Nutzung des Internets).

Warum wird gemobbt?

Die Ursachen für Mobbing sind vielschichtig und je nach Situation unterschiedlich. Jeder, egal welchen Alters oder Geschlechts kann von Mobbing betroffen sein.
Hier einige mögliche Auslöser für Mobbing:  

  • Selbstwertprobleme des Täters
  • Kompensieren eigener Schwächen
  • Abreagieren von Wut
  • Interesse an Machtausübung
  • Persönliche Motive, z.B. Neid, Konkurrenz, Fremdenfeindlichkeit
  • Wunsch nach Anerkennung in der Klasse
  • Gestörtes Klassenklima
  • Eigene Mobbingerfahrungen
  • Mangelnde Konfliktfähigkeit
  • Unzufriedenheit in der Schule, z.B. Leistung oder Freunde

Bestimmte Verhaltensweisen oder Persönlichkeitseigenschaften können erklären, ob jemand zum Opfer oder Täter wird. Studien haben herausgefunden, dass Kinder häufig zum Opfer von Mobbing werden, wenn sie ein geringes Selbstwertgefühl haben, überangepasst und unsicher sind, von der Klassennorm abweichendes Verhalten oder Merkmale besitzen (z.B. Beeinträchtigung, Hautfarbe, Gewicht) oder etwas besitzen oder tun das Sozialneid hervorruft (z.B. teure Kleidung, aufwendiges Hobby). Dies sind allerdings nur Beispiele, die als mögliche Erklärung für Mobbing infrage kommen, aber nicht zwangsläufig dazu führen, dass ein Kind oder Jugendlicher zum Opfer von Mobbing wird.

Woran können Eltern erkennen, dass ihr Kind Opfer von Mobbing ist?

Kinder und Jugendliche haben verschiedene Weisen auszudrücken, dass sie unter etwas leiden. Eltern sollten daher aufmerksam für Verhaltensänderungen ihres Kindes sein. Indizien, dass ein Kind oder Jugendlicher gemobbt wird, können beispielsweise ein plötzlicher Unwille sein, zur Schule zu gehen, oder das Vorgeben von körperlichen Beschwerden (z.B. Bauchschmerzen, Kopfschmerzen). Abfallende schulische Leistung oder Konzentrationsschwierigkeiten können weitere Anzeichen für Mobbing sein. Aber auch psychische Veränderungen, wie Wutausbrüche, Nervosität und Gereiztheit können auf eine mögliche Mobbingsituation hindeuten.

In jedem Fall ist es wichtig, dass die Eltern einfühlsam sind und die Verhaltensänderungen des Kindes oder Jugendlichen hinterfragen. Möglicherweise liegt diesen Verhaltensänderungen keine Mobbingsituation, sondern ein anderes psychisches Leiden zugrunde.

Was können Eltern tun, wenn ihr Kind gemobbt wird?

In einer Mobbingsituation sind genaues Hinhören und Nachfragen ebenso wichtig wie gut überlegte Maßnahmen. Eltern sollten ihrem Kind oder Jugendlichen für Gespräche zur Verfügung stehen, seine Ängste und Gefühle ernst nehmen und ihm innerhalb und außerhalb der Schule Unterstützung anbieten.

Wenn ein Kind oder Jugendlicher Opfer von Mobbing in der Schule geworden ist, ist es wichtig, die Schule und das Lehrpersonal zu benachrichtigen. Es empfiehlt sich einen gemeinsamen Termin zu vereinbaren, um über mögliche Maßnahmen und Hilfen auszutauschen. Wenn die Mobbingsituation nicht im außerschulischen Rahmen stattfindet, beispielsweise im Freundeskreis oder Verein, sollten die Eltern ebenfalls Kontakt mit Verantwortlichen (z.B. Eltern der Freunde, Trainer) aufnehmen.

Wenn das Kind oder der Jugendliche einen starken psychischen Leidensdruck oder psychosomatische Beschwerden aufweist, ist es erforderlich, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. In diesem Fall sollten sich die Eltern an eine Beratungsstelle (z.B. Kaleido, BTZ) wenden. Dort erhalten sie Unterstützung von einem professionellen Team (z.B. Psychologen, Erziehern, Sozialassistenten), die Hilfe anbieten und gemeinsam mit der Familie Lösungen erarbeiten kann.

In der Zwischenzeit oder wenn die Maßnahmen nicht direkt Wirkung zeigen, kann es hilfreich sein, ein Mobbing-Tagebuch zu führen. In diesem Tagebuch werden die Mobbingsituationen genausten beschrieben, das bedeutet es wird aufgeführt wer beteiligt ist, wann und wo es geschieht, wie die Mobbingsituation abläuft und welche Zeugen es gibt

Was sollten Eltern nicht tun, wenn ihr Kind gemobbt wird?

1. Das Kind beschuldigen

  • Unterstellen Sie ihrem Kind nicht, dass es selbst verantwortlich für die Situation ist.

2. Voreilig handeln

  • Geben Sie der Schule eine Chance, das Mobbing zu stoppen, bevor Sie andere Handlungen unternehmen.
  • Bleiben Sie in Kontakt mit der Schule, um sich zu erkundigen, wie sich die Situation entwickelt.

3. Eine Konfrontationen erzwingen

  • Nehmen Sie keinen Kontakt mit den Eltern der Mobbing-Akteure auf, diese stellen sich meist schützend vor ihr Kind.
  • Sprechen Sie den Fall nicht in der Elternversammlung an, das dies oft Streitsituationen fördert.
  • Konfrontieren Sie die Mobbing-Akteure nicht. Sie nehmen dies oft als „Schwäche“ Ihres Kindes wahr, was die Situation verschlimmert.