Spielen ist das halbe Babyleben
Spielen ist ein wesentlicher Baustein für die körperliche, geistige und seelische Entwicklung Ihres Babys. Spielend lernt es, nach Dingen zu greifen, sie festzuhalten und es erforscht, wie sie beschaffen sind – mit den Händen, mit dem Mund, mit den Augen. Und wenn es schließlich erstmals – eher zufällig – durch Schütteln die Rassel in seiner Hand dazu bringt, dass sie Töne von sich gibt, passiert etwas ganz Großartiges: Es entdeckt, dass es mit dem, was es tut, etwas Bestimmtes bewirken kann. Spielerisch probiert es nun an allem und jedem aus, welche Auswirkungen sein Tun hat, und kann dies schließlich bereits gezielt einsetzen, um etwas Bestimmtes zu erreichen: Es bewegt die Hand, und die Rassel macht Geräusche; es drückt dem Bär auf den Bauch, und schon brummt er.
Spielen bedeutet für Ihr Baby, Erfahrungen zu machen, die für seine gesamte Entwicklung bedeutsam sind, körperliche und geistige Fähigkeiten entfalten zu können, sie zu festigen und weiterzuentwickeln. Wie und womit Ihr Baby gerade spielt, hängt jedoch davon ab, welche Fähigkeiten gerade heranreifen: Eine Laufente als solche wird ein Kind im Alter von etwa einem halben Jahr nur schwerlich interessieren, weil es vor allem damit beschäftigt ist, Dinge zu greifen und sie ausgiebig zu erforschen. So ist das Spiel Ihres Baby immer auch ein Spiegelbild seines jeweiligen Entwicklungsstandes.
Was es für Ihr Baby bedeutet, mit Ihnen zu spielen
So jung Ihr Baby auch noch sein mag, so sehr genießt es bereits in seinen ersten Lebenswochen, wenn Sie mit ihm „spielen“:
Es macht ihm größte Freude, Ihr Gesicht anzuschauen, Ihre Stimme zu hören, berührt und gestreichelt, getragen und gewiegt zu werden. Wenig später, wenn Ihr Baby sich zunehmend für die Dinge in seiner Umgebung zu interessieren beginnt und Dinge schon halten kann, reichen Sie ihm sein Spielzeug, ermuntern es, danach zu greifen. Sie singen ihm kleine Reime und Wortspiele vor, plappern seine Laute nach und teilen seinen Spaß, wenn es schließlich – zum Ende seines ersten Lebensjahres – mit wachsender Begeisterung „Guck-guck“ mit Ihnen spielt.
Ihr Baby braucht Sie als „Mitspieler“ und „Mitspielerin“, als Gegenüber. Wenn Sie – oder auch Geschwister – auf seine Aktivitäten „antworten“, also mitspielen, fühlt es sich verstanden und angenommen. Durch Ihre Reaktionen bekommt es nach und nach eine Vorstellung von sich selbst.
In den ersten Monaten hilft das Spielen, die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind zu vertiefen. Es fördert die Vertrautheit und das Kennenlernen von Vorlieben und Talenten. Im zweiten Lebenshalbjahr kann Ihr Kind dann auch schon ganz spielerisch die Erfahrung von Bindung und Loslassen machen, zum Beispiel wenn es davonkrabbelt und erwartet, dass Sie genauso hinterherturnen.
Spaß muss sein!
Spielen ist ein Zauberwort für ein glückliches Babyleben. Dabei sind Sie als Eltern wichtiger als jedes Spielzeug. Alles, was Sie mit Ihrem Kind spielerisch tun, was ihm Spaß macht und sein Interesse weckt, regt seine Sinne an und fördert seine Entwicklung. Wenn Sie mit Ihrem Baby spielen, sollte es aber nicht darum gehen, irgendeinen Zweck zu verfolgen oder eine bestimmte Reaktion bei Ihrem Baby hervorzurufen. Das Wichtigste ist, dass Sie und Ihr Baby Spaß beim Spielen haben!
Babys „spielen“ auch schon allein
Sie müssen Ihrem Baby nicht pausenlos ein „Beschäftigungsprogramm“ bieten – und sollen das auch gar nicht. Denn schon im ersten Lebensjahr können sich Kinder für kurze Zeitspannen allein beschäftigen: Sie spielen mit ihren Füßen, kauen auf etwas herum oder „erforschen“ ausgiebig ein Spielzeug. Gerade nach dem Aufwachen beschäftigen sich viele Babys noch eine Weile allein in ihrem Bett: Sie brabbeln vor sich hin oder spielen mit ihren Händen. Das sind die Anfänge des Allein-Spielens!
Lassen Sie Ihr Kind dabei in aller Ruhe „machen“ und mischen Sie sich erst ein, wenn es sich meldet. Selbst wenn es dann anfängt, sich zu langweilen und zu quengeln, reicht manchmal eine kleine Anregung – indem Sie ihm zum Beispiel etwas Neues in die Hand geben –, und das Spiel geht weiter. Achten Sie auf eine interessante Umgebung, wenn sich Ihr Kind für eine Weile allein beschäftigen soll: verschiedene Gegenstände, die es selbst erreichen, in den Mund nehmen und untersuchen kann, vielleicht ein Mobile über der Krabbeldecke oder ein Bild an den Gitterstäben des Bettchens. Geben Sie ihm optische Reize durch farbige, glänzende und bewegliche Gegenstände.
Braucht mein Baby Spielzeug?
In den ersten Wochen und Monaten braucht ein Baby eigentlich überhaupt kein „echtes“ Spielzeug – vielleicht ein Mobile über dem Wickeltisch zum Schauen, eine Spieluhr am Bett. Am liebsten schaut es in menschliche Gesichter und lauscht menschlichen Stimmen, und die eigenen Finger und Füße, die eigene Stimme sind ihm oft Spielzeug genug. Gerade im Sommer, wenn es warm ist und Ihr Baby keine „dicke Verpackung“ braucht, hat es eigentlich immer sein Lieblingsspielzeug zur Hand: seine eigenen Beine und Zehen.
Mit zunehmendem Alter (etwa ab 3 Monaten) kommt dann allmählich auch „echtes“ Spielzeug ins Spiel:
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Kuscheltuch oder kleines Kuscheltier (ohne Bändchen und Knopfaugen, die sich lösen und verschluckt oder in die Lunge eingeatmet werden könnten).
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Gegenstände in unterschiedlichen Formen und Materialien, die Ihr Kind greifen, betasten, befühlen und ausgiebig mit Lippen und Zunge erkunden kann: Bälle, Würfel, weiche und feste Materialien, Dinge aus Stoff oder Holz, Schachteln, Dosen.-
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Rassel, Greifring, Beißring.
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Auch allerlei Gegenstände aus dem Haushalt eignen sich zum Spielen, zum Beispiel: Rührlöffel und Schneebesen,
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Plastikgeschirr oder glänzende Deckel,
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Töpfe, Schachteln oder Dosen, in die Ihr Baby Dinge hineinlegen und wieder herausholen kann.
Womit Ihr Baby auch spielt und seine Entdeckungen macht, es sollte sich daran nicht verletzen oder gesundheitlichen Schaden nehmen können. Für alle seine Spielsachen gilt deshalb: unzerbrechlich, nicht färbend, ohne Ecken und Kanten, weder groß noch schwer, nicht so klein, dass sie verschluckt werden können.
Babys „unter sich“
Schon im ersten Lebensjahr sind Babys fasziniert von anderen Kindern. Wirklich zusammen gespielt wird in diesem Alter natürlich noch nicht.
Doch auch wenn jedes Kind für sich spielt – viel interessanter für die Kleinen ist es ohnehin, anderen „Wesen“ zu begegnen, die ebenso klein sind wie sie selbst, sich ähnlich bewegen, ähnliche Geräusche machen. Gleichzeitig werden dabei schon wichtige soziale Erfahrungen gemacht: Die Kinder beobachten sich gegenseitig beim Spiel, lächeln sich an, nehmen sich gegenseitig Spielzeug weg oder bieten dem anderen Kind Spielzeug an, berühren sich und manchmal wird auch schon mal ungewollt geschubst oder um ein Spielzeug „gestritten“.
Vor allem bei solchen „Handgreiflichkeiten“ ist dann Ihre schützende Hilfe gefragt, denn dass sie sich gegenseitig weh tun können, verstehen Kinder in diesem Alter noch nicht. Dennoch sind solche Kontakte mit Gleichaltrigen für Kinder immer ein Gewinn und eine willkommene Abwechslung – übrigens auch für die Mütter und Väter. (Stand: 9.8.2020)