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Junge Menschen mit Autismus

Unter „Autisten“ stellt man sich meistens Menschen mit sehr auffälligem Verhalten vor, die ungern sozialen oder physischen Kontakt haben und in gewissen Feldern sehr beindruckende Kompetenzen besitzen. Es sind Menschen, die von der Gesellschaft als „besonders“ angesehen werden, manchmal sogar als psychisch krank oder gar als behindert. Autismus kann viele Formen und Gestalten annehmen und sich sehr verschieden äußern.

 

Autismus kann vieles bedeuten

Selbst wenn viele Autisten ähnliche Merkmale aufweisen, gehen diese Personen mit ihrem Autismus unterschiedlich um, drücken ihr Autismus verschieden aus. Manchmal sind diese Ausdrucksformen sehr auffällig oder im Gegenteil sehr diskret. Es gibt Autisten, die ihr Leben relativ „normal“ führen werden und nie als solche diagnostiziert werden. Doch es gibt viele Autisten und viele werden nicht bemerkt, da sie sich recht gut an unsere Gesellschaft und ihre Normen anpassen.

Was genau unter Autismus zu verstehen ist, sind selbst die Fachleute verschiedener Meinungen. Für die einen ist es eine Krankheit, eine mentale Störung, für die anderen lediglich eine psychische Struktur. Diese letzte Meinung wird ebenfalls von vielen Autisten geteilt, die es geschafft haben, sich ausdrücken zu können. Diese werden meist als sogenannte „Asperger“ diagnostiziert und bezeichnet oder als „High Functioning“ Autisten. Diese Personen erklärten der Fachwelt, dass sie Autismus nicht als eine Krankheit ansehen, die geheilt werden könnte oder sollte. Autismus ist ein Teil ihrer selbst, ein Teil ihrer Identität, der sie ihr Leben lang begleiten und beeinflussen wird. Autisten sind und bleiben Menschen, die nicht zwangsläufig „krank“ sind. Es sind Personen, die ihre Umwelt anders erfassen und auf andere Weise als „Nicht-Autisten“ an unserer Gesellschaft teilhaben.

Autismus hat nicht unbedingt mit einem Defizit zu tun. Wie bereits dargelegt, gibt es Autisten, die sehr beindruckende Fähigkeiten und Fertigkeiten besitzen. Diese beziehen sich meist auf klar umrissene Bereiche. In diesem Fall spricht man von einer „Inselbegabung“. Diese können manchmal sehr beindruckend und erstaunlich sein, doch sind diese Begabungen nicht immer auf andere Wissens- oder Tätigkeitsfelder übertragbar. Aus diesem Grund werden manche Autisten, die eigentlich viel Potential besitzen, von ihrer Umwelt unterschätzt oder sogar als behindert angesehen. Doch gibt es ebenfalls Autisten, die eine sogenannte Doppeldiagose erhalten haben. Das heißt, zum einen die Diagnose Autismus und zusätzlich eine geistige/psychische und/oder körperliche Beeinträchtigung.

Wie entsteht Autismus?

Die Ursachen von Autismus sind in der Fachwelt sehr umstritten, gleichwohl die Art und Weise, wie ihnen geholfen werden kann und soll. In Frankreich nehmen diese fachlichen Streitigkeiten sehr große Ausmaßen an und sind mittlerweile von juristischem und politischem Interesse. Dies ist bedauerlich, denn es wird mehr Zeit damit verbracht zu klären, wer Recht haben könnte als wirklich zu überlegen, wie von Autismus Betroffene am besten begleitet werden könnten. Dennoch sind viele Wissenschaftler der Meinung, dass die Ursache für den Autismus einer Person multifaktoriell zu erklären ist. Autismus wird derzeit als Resultat aus dem Zusammenspiel von sowohl biologischen Faktoren, genetischen Anlagen und Faktoren der Umwelt des Betroffenen betrachtet.

Leben in einer Schutzblase

Oft werden Autisten beschrieben als wären sie „in einer Blase“. Diese grenzt sie von der Umwelt ab und beschützt sie ebenfalls. Diese benötigen Autisten, um mit der Umwelt klarzukommen. Diese Blase wird häufig nur als Begrenzung zur Außenwelt angesehen, doch ist sie viel mehr als das. Die Blase erlaubt dem Autisten einen Zufluchtsort zu haben, in der er Sicherheit erfährt. Nur mittels dieser Sicherheit wird er die Möglichkeit haben, sich etwas mehr der Umwelt zu öffnen. Die Schutzblase kann sich etwas vergrößern oder durchlässiger werden, doch wird sie den Autisten immer begleiten.

Manche Autisten haben gewisse Verhaltensweisen, die als Symptome beschrieben werden. Häufig können Verhaltensweisen beobachtet werden, die Bewegungen stereotyp wiederholen. Dies kann ein Schaukeln des Oberköpers sein, ein Wedeln der Hände,… Diese werden eher als negativ für den Autisten eingeschätzt, doch haben sie meistens eine bestimmte Funktion. Sie dienen dem Autisten und sind keine Launen, sondern eine Notwendigkeit, die dem Autisten helfen mit seiner Umwelt zurechtzukommen. Eine ähnliche Bedeutung haben gewisse Objekte, auch Autisten-Objekte genannt. Dies sind Objekte, die Autisten sehr schätzen und die sie mitunter durchgehend in ihrem Alltag begleiten. Diese Objekte haben ebenfalls eine Bedeutung und es ist wichtig, innerhalb eines klar definierten Rahmens, dem Autisten deren Nutzung zu erlauben.   

Schwierigkeiten mit dem sozialen Umfeld

Man kann nicht von Autismus sprechen, ohne die soziale Integration zu erwähnen. Tatsache ist, wie bereits erwähnt, dass die Interessen und Kompetenzen von Autisten oft auf bestimmte Bereiche begrenzt sind, und dass Autisten häufig große Schwierigkeiten im sozialen Kontakt verspüren. Dies gestaltet ihre Integration in unsere Gesellschaft recht schwierig. Autisten scheinen unsere gesellschaftlichen und sozialen Gepflogenheiten, Regeln und Normen nicht zu verstehen, so als ob diese keinen Sinn machen würden. Auch wenn Betroffene diese sozialen Verhaltensweisen und Regelwerke erlernen können, bedeutet dies nicht, dass sie wirklich verstanden, gar verinnerlicht werden. Viele Menschen denken bei einem von Autismus betroffenen Menschen gerne an den Serienhelden „Sheldon Cooper“, der jedes Mal, wenn es jemandem schlecht geht, ihm ein heißes Getränk anbietet. Sheldon weiß zwar nicht unbedingt aus welchem Grund er das tun soll, doch er hat im Laufe seines Lebens gelernt, dass er dieses Verhalten in dieser Situation zeigen soll.

Mit einer Diagnose umgehen

Wird das eigene Kind oder eine näherstehende Person als Autist diagnostiziert, stellt sich für die betroffenen Eltern oder Angehörigen oft die Frage nach dem „Warum?“. Es wird eine Ursache, ein(e) Schuldige(r) gesucht, um diese Diagnose zu begreifen. In dieser Situation ist es sehr zu empfehlen, sich nicht auf die eigene Schuldfrage zu konzentrieren („Was habe ich nur falsch gemacht?“), sondern auf Handlungsperspektiven („Wie kann ich am besten unterstützen?“).

Kaleido kann Kinder und Eltern begleiten und steht auch Schulen beratend zur Seite.

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