Warum sind moderne Medien so attraktiv?
Vor allem elektronische Medien haben einiges zu bieten, was Kinder fasziniert und anspricht: Im Fernsehen werden Geschichten erzählt und Themen behandelt, die Kinder interessieren. Computerspiele bieten die Gelegenheit, in Rollen zu schlüpfen und interaktiv Abenteuer zu bestehen. Das Internet mit seinen „unbegrenzten Möglichkeiten“ kommt der natürlichen Entdeckerlust von Kindern entgegen: Spiele, Malprogramme, Quizfragen, Bastelanleitungen, Geschichten – es gibt kaum etwas, was sich dort nicht finden lässt. Und insbesondere Medien mit Touchscreens, also Oberflächen, die auf Berührungen reagieren, wie Tablets und Smartphones, werden von Kindern häufig ganz selbstverständlich und selbstständig bedient und lassen sie frühzeitig in die Welt der modernen Medien einsteigen. Mit ihnen können Kinder zum Teil schon früh kommunizieren und sich zum Beispiel per Videotelefonie, E-Mail, Soziale Medien, Messenger oder Chatprogrammen mit entfernt wohnenden Verwandten austauschen.
Der meist neugierige, unverkrampfte Zugang der Kinder zu den Medien ist etwas Positives. Deshalb sollten Eltern ihr Kind in seinem Interesse an Medien unterstützen, etwa indem sie ihm helfen, kindgerechte Angebote zu finden und auszuprobieren. Die Medienerziehung wird damit aber auch zu einer zentralen und neuartigen Herausforderung für Eltern und Familien.
Kinder lernen mit und durch Medien
Es ist inzwischen unbestritten, dass Medien – ganz gleich, ob „klassisch“ oder „modern“ – sich dazu eignen, kindliche Denk- und Lernprozesse anzuregen, zu begleiten und Kinder in der Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswelt zu unterstützen. So können kindgerechte Sendungen im Fernsehen Kindern zum Beispiel Wissen vermitteln, ihnen die Funktionsweise von Dingen erklären oder andere Länder und Kulturen nahebringen. Durch ihre spielerische Wissensvermittlung, die an den Vorlieben und Interessen der Kinder orientiert ist, erreichen sie die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer sehr direkt und wecken deren Neugier. Genau wie Fernsehsendungen können auch andere Medien wie Smartphone, Tablet, Computer oder auch Spielekonsole – vor allem wenn sie von Eltern und Kindern gemeinsam genutzt werden – Kindern Anreize bieten, sich auszutauschen, ihre Sprache zu verwenden und sich dabei differenziert auszudrücken.
Ältere Kinder nutzen zunehmend auch das Internet. Oft stehen Spielen und Unterhaltung dabei an erster Stelle, doch zugleich lernen sie, das Internet als Quelle von Informationen zu nutzen.
Gut gemachte Lern-Software für den Computer zuhause oder mobile Geräte kann ebenfalls Lernprozesse sinnvoll anleiten und unterstützen. Sogar Computerspiele gehen mit Lerneffekten einher: So wird etwa strategisches Denken trainiert, die Auge-Hand-Koordination verbessert und – bei Spielen, die zu zweit gespielt werden können – die Kommunikationsfähigkeit verbessert.
Digitale Lesemedien fördern und fordern
Freude am Lesen und Lesekompetenz sind wichtig, um an Bildung teilzuhaben, Informationen zu erhalten und bewerten und unsere Umwelt aktiv mitgestalten zu können. Digitale Medien können helfen, Kinder und auch deren Eltern für das Lesen zu begeistern – insbesondere diejenigen, die das Lesen in Büchern nicht so viel abgewinnen können. Manchen Eltern gefällt es vielleicht besser, ihrem Kind eine Geschichte vom Tablet oder Smartphone vorzulesen. Auch die „digitale Art“ des Vorlesens kann Gespräche anregen, familiäre Bindungen fördern und eine schöne gemeinsame Zeit mit den Kindern ermöglichen.
Kindgerechte Angebote bieten eine anregende Unterhaltung
Fernsehen oder Computerspiele machen den meisten Kindern Spaß und sind nicht von vornherein „pädagogisch bedenklich“ oder „schlechter“ als Bücherlesen, Malen oder Basteln. Es kommt auf die richtige Mischung an Freizeitaktivitäten des Kindes und auf eine sinnvolle Auswahl an kindgerecht gemachten Filmen, Kindersendungen im Fernsehen, Computerspielen und Internetseiten an. Kindgerecht heißt zum Beispiel:
-
Sie regen die kindliche Fantasie an, statt sie zu erdrücken.
-
Sie regen zum Mit- und Nachmachen an.
-
Sie holen die Kinder dort ab, wo sie mit ihrem Wissen und ihrer Entwicklung gerade stehen.
Altersfreigaben und fachliche Empfehlungen bieten hier eine wichtige Orientierung. Neben der Unterhaltung können Fernsehen und Computer Kindern auch wichtige Anregungen und Erfahrungen bieten:
-
So setzt sich ein Kind beispielsweise beim Fernsehen mit sich selbst, seiner sozialen Umwelt und den „Sachen“ in dieser Welt auseinander.
-
Fernseh- oder Spielfiguren werden manchmal als „Partner“ oder Vorbilder erlebt.
-
Fernsehsendungen können Kindern Möglichkeiten aufzeigen, mit eigenen Fragen oder Problemen umzugehen.
Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Medienangebote dem Alter und dem persönlichen Entwicklungsstand des Kindes entsprechen. Nach Möglichkeit sollten Eltern und Kind gemeinsam etwas auswählen, damit es seine eigenen Vorlieben, Interessen und „Themen“ mit einbringen kann.
Eltern sollten auf eine zeitliche Begrenzung, die richtige Auswahl und eine gemeinsame Mediennutzung achten
Die verschiedenen Medienangebote können insbesondere dann eine positive Wirkung haben und Lerneffekte erzielen, wenn folgende Voraussetzungen stimmen:
-
Die Beschäftigung mit Medien ist zeitlich klar begrenzt und nur eine von möglichst vielfältigen Freizeitbeschäftigungen eines Kindes.
-
Filme, Fernsehsendungen, Computerspiele und Ähnliches werden nicht wahllos konsumiert; vielmehr wird aus den Angeboten – möglichst gemeinsam mit dem Kind – bewusst ausgewählt, was es beispielsweise im Fernsehen sehen oder am Smartphone, Tablet oder Desktop spielen darf.
-
Medien werden auch gemeinsam genutzt: zum Beispiel indem Eltern mit ihren Kindern gemeinsam einen Film sehen, eine Runde auf der Spielekonsole spielen oder auch ein „Buch“ auf dem Tablet lesen.
Da Medienangebote für Kinder zu einem riesigen Markt geworden sind, ist eine gute und sinnvolle Auswahl jedoch oft gar nicht so einfach. Zum Glück gibt es inzwischen fachkundige Tipps und Hilfen, wie Eltern für ihr Kind das Passende finden können. Sinnvoll ist es auch, sich einfach einmal neben das Kind zu setzen und mit ihm gemeinsam eine Sendung anzuschauen. Dann können sich Eltern selbst ein Bild von den Medienangeboten, aber auch von den Wünschen und Vorlieben ihres Kindes machen. (Stand: 18.10.2020)