Kaleido Ostbelgien


Grundlagen für ein gesundheitsbewusstes Essverhalten

Ernährungsgewohnheiten und Essverhalten werden maßgeblich im Elternhaus geprägt. Entscheidende Weichen hierfür werden bereits in den ersten Lebensjahren gestellt.

 

Die Förderung eines gesunden Essverhaltens findet im Familienalltag statt

Als Eltern möchten Sie, dass Ihr Kind gut gedeiht und sich gesund entwickelt und auch für das spätere Leben die besten Voraussetzungen erhält. Ein wichtiger Baustein hierfür ist die Ernährung und das Essverhalten, das bereits in den ersten Lebensjahren entscheidend geprägt wird.

In diesen ersten Lebensjahren orientieren sich Kinder bei der Ernährung maßgeblich an ihren Eltern, den Geschwistern und den Menschen in ihrer direkten häuslichen Umgebung. Die wesentliche Grundlage für das Essverhalten Ihres Kindes bilden somit die Erfahrungen und Beobachtungen, die es in seiner Familie rund ums Essen und Trinken macht. Hierzu gehören zum Beispiel Ihr eigenes Ernährungsverhalten, die Auswahl der Lebensmittel in Ihrem Haushalt, ob und wie Sie gemeinsam zu Tisch gehen. Vor allem aber gehört hierzu, wie Ihr Kind – seinem Alter entsprechend – in „Essensfragen“ einbezogen wird und sich entfalten kann.

Konkret bedeutet gesundes Essverhaltens für Ihr Kind:

  • eigenständig essen zu lernen,
  • Tisch- und Essmanieren zu übernehmen,
  • sich Essregeln und Essrituale anzueignen,
  • immer wieder neue Speisen auszuprobieren,
  • bei der Auswahl und Zubereitung der Speisen immer mehr einbezogen zu werden,
  • Mitverantwortung für die eigene Ernährung zu übernehmen.

Essen mit Freude: Basis eines gesunden Ernährungsverhaltens

Freude und Interesse am Essen sind ein wesentliches Mittel einer kindgerechten Ernährungserziehung und eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Essverhalten. Und beides kann Ihr Kind leichter entwickeln, wenn Sie sich auch in Sachen Ernährung an seinen altersentsprechenden Bedürfnissen orientieren und es in seiner Eigenaktivität unterstützen.

Dabei sollten Sie immer auch daran denken, dass jedes Kind anders ist und sich auf seine Weise entwickelt – auch was das Essen betrifft.

Wenn es Ihnen gelingt, sich von den Bedürfnissen und Fähigkeiten Ihres Kindes leiten zu lassen und Stress bei den Mahlzeiten möglichst zu vermeiden, ist dies die beste Voraussetzung dafür, dass Ihr Kind Freude am Essen entwickelt und behält.

Mit Umsicht und Geduld Freude am Essen wecken

Bereits im Säuglingsalter werden manche Weichen für das Essverhalten Ihres Kindes gestellt. So bedeutet die Umstellung von der ausschließlichen Milchernährung (durch Stillen oder Flaschennahrung) auf Breikost einen wichtigen Entwicklungsschritt, der für Ihr Kind mit zahlreichen neuen Erfahrungen verbunden ist. Dementsprechend gibt es für Ihr Kind jede Menge zu entdecken und zu experimentieren. Dass dabei immer wieder auch einmal etwas danebengeht, ist normal und sollte kein Grund zur Aufregung sein. Mit etwas Vorsorge – indem Sie Ihrem Kind zum Beispiel ein Lätzchen anziehen – gelingt es Ihnen sicher leichter, die Ruhe zu bewahren und das Ganze mit Humor zu nehmen. Schließlich sollen Sie beide Freude und Spaß beim Essen haben.

Führen Sie Ihr Kind möglichst behutsam und langsam an neue Lebensmittel und Beschaffenheiten von Mahlzeiten heran. Warten Sie, bis es soweit ist, den nächsten Entwicklungsschritt zu machen. Manche Kinder brauchen einfach länger und erfordern mehr Geduld von ihren Eltern. Wenn Ihr Baby mit der Breifütterung oder Familienkost zunächst nicht so gut zurechtkommt, dann machen Sie am besten erst einmal eine Pause mit der neuen Nahrung und versuchen es nach einer Woche dann noch einmal. Keinesfalls sollten Sie Ihr Kind zum Essen zwingen.

Selbstständig essen zu lernen ist nicht einfach, und Ihr Kind benötigt hierbei Ihre ganze Unterstützung und Geduld. Reden Sie ihm bei den Mahlzeiten gut zu und loben Sie es, wenn es gut gegessen oder etwas Neues ausprobiert hat. Bieten Sie Ihrem Kind zunächst eine kleine Portion an bzw. lassen Sie Ihr Kind selbst eine Portion nehmen, sobald es sich bedienen kann. Wenn es dann noch Hunger hat, kann man besser noch mal nachlegen.

Wie viel Ihr Kind isst, entscheidet es selbst – achten Sie deshalb auf seine Hunger- und Sättigungssignale. Und wenn es einmal nicht so viel isst, ist das nicht schlimm. Die Essensmenge kann von Woche zu Woche sehr unterschiedlich sein.

Mit gutem Beispiel vorangehen

Mit dem Kleinkindalter wird Ihr Kind zum festen Mitglied am Familientisch und lernt immer mehr Speisen kennen. Die meisten Kinder sind von Natur aus neugierig und werden in diesem Alter nun immer öfter einen neuen Geschmack und eine andere Beschaffenheit von Lebensmitteln ausprobieren wollen.

Es ist eine gute Zeit, das Speisenangebot auszuweiten und die Grundsteine für eine gesunde Ernährung zu festigen. Denn die gemeinsame Familienmahlzeit spielt hierbei eine wichtige Rolle: Kinder ahmen das nach, was sie bei ihren Eltern und Geschwistern beobachten. Wie Sie selbst sich ernähren – ob gesund oder ungesund –, prägt dabei ebenso das Ernährungsverhalten Ihres Kindes wie Ihre Vorlieben und Abneigungen bei der Auswahl der Lebensmittel. Als Eltern haben Sie also auch hier eine entscheidende Vorbildfunktion.

Wenn Ihr Kind in die Kindertagesstätte oder Tagesbetreuung kommt, gewinnen dann allmählich auch andere Einflüsse an Bedeutung für sein Ernährungsverhalten. In der Kita, im Spiel mit Gleichaltrigen, bei Verwandten oder Freunden beobachtet es deren Essgewohnheiten genau und übernimmt vieles davon.

„Machtkämpfe“ am Esstisch lohnen nicht

Auch wenn sie alles „richtig“ machen, ist das keine Versicherung dafür, dass es zuweilen nicht auch Probleme rund ums Essen gibt: Bestimmte Lebensmittel oder Speisen isst Ihr Kind vielleicht nur ungern oder gar nicht; plötzlich mag es das Gemüse nicht mehr, was es gestern noch problemlos aufgegessen hat; statt eines Apfels möchte es lieber einen Schokoriegel. Nahezu alle Eltern erleben hin und wieder solche Phasen. Die Geduld und Energie der Eltern kann dabei manches Mal auf eine harte Probe gestellt werden. Doch Druck, ständige Belehrungen oder gar die Androhung kleinerer Strafen helfen nicht weiter, sondern verstärken das Problem eher noch.

Akzeptieren Sie, wenn Ihr Kind etwas nur ungern oder gar nicht isst, ändern Sie aber nicht gleich den Speiseplan, nur weil es momentan ein bestimmtes Gemüse nicht mag. Beim nächsten Mal schmeckt es vielleicht schon wieder. Versuchen Sie, das Speisenangebot für Ihr Kind nach und nach zu erweitern, und und ermuntern Sie es, neue Lebensmittel auszuprobieren, indem Sie es ihm selber mit sichtbaren Genuss vormachen.

Neugier und Eigenaktivität nutzen

Nutzen Sie die Tatsache, dass Kinder eigentlich neugierig auf Neues und Unbekanntes sind und auch schon im frühen Alter gerne alles selber machen wollen.

Bieten Sie Ihrem Kind möglichst viel Gelegenheit, Lebensmittel auch in ihrem unverarbeiteten Zustand kennen zu lernen. Versuchen Sie, es so früh wie möglich schon mit kleineren Aufgaben in die Küchenarbeit und Zubereitung des Essens mit einzubeziehen. Den meisten Kindern macht dies besonderen Spaß und gleichzeitig erhöht es auch die Wahrscheinlichkeit, dass ungeliebte Speisen probiert und angenommen werden. Hier ein paar kleine Aufgaben für den Anfang:

  • Den Tisch decken und dekorieren,
  • beim Einkaufen (gesunde) Lebensmittel auswählen,
  • Gemüse waschen, den Salatkopf zerrupfen oder den Joghurt mit Früchten verrühren,
  • Geschirr abräumen.

Wenn Ihr Kind hierbei Anerkennung erfährt und gebührend gelobt wird, übernimmt es vermutlich immer lieber kleine Aufgaben rund ums Essen. Hierdurch wird es nicht nur in seiner Eigenaktivität unterstützt, es gewinnt auch an Selbstvertrauen. Die Aufgaben sollten dann auf Dauer möglichst altersgerecht angepasst werden. So kann das Schulkind unter Ihrer Anleitung auch schon beim Kochen mithelfen und vielleicht schon bald einfache Gerichte selbst zubereiten.

Mitspracherecht fördern

Je älter Ihr Kind ist, umso größer sollte seine Mitarbeit, aber auch sein Mitspracherecht beim Essen sein. Lassen Sie es zum Beispiel über den wöchentlichen Speiseplan, den Einkauf und die Zusammensetzung der Speisen mitentscheiden. Hier müssen Kompromisse gefunden und Vereinbarungen eingehalten werden. Das kann manchmal aufreibend sein, aber es lohnt sich.

Auch wenn alle unter Termindruck stehen, sollten sie versuchen, dass sich einmal am Tag alle gemeinsam um den Familientisch treffen – damit das Essen so richtig gut schmeckt, jeder vom anderen weiß, wie der Tag so verlaufen ist, und um gemeinsame Unternehmungen zu planen.

Und das können Schulkinder und Jugendliche rund ums Essen:

  • Ihr eigenes Pausenbrot zubereiten,
  • kleinere Einkäufe übernehmen,
  • jeden Tag etwas Gemüse für Salat, Rohkost oder Gemüsegerichte waschen und schneiden,
  • einmal die Woche ein Essen planen und maßgeblich zubereiten,
  • Tisch decken, abräumen oder beim Spülen helfen.

Mit dem Schulalter gewinnt die Verpflegung außer Haus immer mehr an Bedeutung. Ob Schulkantine oder Fast-Food-Restaurant – auch hier sollte es klare Absprachen geben, wie sich diese Mahlzeiten mit den Mahlzeiten zu Hause ergänzen sollen.