Kaleido Ostbelgien


Das Wichtigste zum Schlaf im ersten Lebensjahr

Jedes Baby ist anders. Manche entwickeln früh einen Tag-Nacht-Rhythmus, andere später. Lesen Sie hier, was Sie über Babys Schlaf wissen sollten.

Schon Babys brauchen unterschiedlich viel Schlaf

In den ersten drei Monaten schlafen Babys durchschnittlich 16 bis 18 von 24 Stunden, gleichmäßig auf etwa fünf Schlafphasen verteilt. Doch auch für das Schlafen gilt: Jedes Kind ist anders, und Abweichungen vom Durchschnitt sind völlig normal. Das gilt sowohl für den Schlafbedarf als auch die jeweilige Schlafdauer. Manche Kinder sind wahre „Murmeltiere“, andere sind nur mit großer Mühe zum Schlafen zu bringen. Einige schlafen schon früh durch, bei anderen dauert es etwas länger – und wieder andere schlafen für einige Zeit durch und dann plötzlich wieder nicht mehr.
Babys können sich nicht „entscheiden“, jetzt zu schlafen, sondern werden vom Schlaf übermannt. Sind sie allerdings nicht wirklich müde, wenn man sie zum Schlafen in ihr Bettchen legt, sollte man sich nicht wundern, wenn sie nicht zur Ruhe kommen. Achten Sie daher immer auch auf Zeichen von Müdigkeit bei Ihrem Baby.

Um gut zu schlafen, brauchen Babys Geborgenheit und Verlässlichkeit

In der ersten Lebenszeit, in denen sich ein Kind „in die Welt einfindet“, muss es seinen Rhythmus zwischen Hunger und Sattsein, Schlafen und Wachsein erst noch entwickeln. Vor allem in den ersten drei Monaten braucht Ihr Baby einen engen Körperkontakt, um Ihre Nähe zu spüren und sich sicher und geborgen zu fühlen. Es braucht die Erfahrung, dass seine Signale verstanden und seine Bedürfnisse nach Nahrung, nach Schlaf, aber auch nach Unterhaltung und Zuwendung verlässlich befriedigt werden.
Indem Sie Ihrem Baby so das Gefühl von Nähe und Verlässlichkeit vermitteln, machen Sie das Schlafengehen für sich und Ihr Kind zu einer schönen und intensiven Zeit. 

Wie das Baby seinen Schlafrhythmus entwickelt

Ein Säugling lernt erst mit der Zeit, sich auf den Tag-Nacht-Wechsel einzustellen und regelmäßige Schlaf- und Essenszeiten zu entwickeln. Schon im Mutterleib, ungefähr ab der 36. Schwangerschaftswoche, erlebt der Fötus unterschiedliche Phasen des Schlafens, Träumens und Wachens. Den Schlaf-Wach-Rhythmus, den das ungeborene Kind am Ende der Schwangerschaft hat, führt der Säugling nach der Geburt zunächst einmal fort. Dabei sind die Schlaf- und Wachphasen in den ersten Lebenswochen noch gleichmäßig über den Tag und die Nacht verteilt. Im Laufe des ersten Lebensjahres wird dann der Anteil des Wachseins und Erlebens immer größer, auch die Nachtschlafphase verlängert sich.

Mit etwa vier bis sechs Wochen wird das Schlafverhalten allmählich regelmäßiger und das Baby beginnt, sich langsam auf einen Tag-Nacht-Rhythmus einzustellen. Die meisten Kinder schlafen in diesem Alter abends ungefähr zur gleichen Zeit ein und wachen nachts und morgens etwa um die gleiche Zeit auf. Bis etwa zum 6. Lebensmonat bildet sich eine länger zusammenhängende Schlafdauer von 6 Stunden heraus. Nahezu 80 Prozent der Babys können bis zum Ende des ersten Lebensjahres 6 bis 8 Stunden am Stück schlafen. Der Tagesschlaf kann bis zum 3. oder 4. Lebensjahr andauern.

Ab wann können Babys durchschlafen?

Dass Kinder in den ersten Lebensmonaten mehrmals nachts wach werden, ist nicht nur normal, sondern auch wichtig für ihre Entwicklung. Sie schlafen in diesem Alter fast die ganze Nacht in einem leichten Schlaf (REM-Schlaf), der es ihnen ermöglicht, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und aufzuwachen, wenn sie z. B. Hunger haben, ihnen kalt ist oder die Windel voll ist.
Bis zum sechsten Lebensmonat ist ein mindestens einmaliges Aufwachen durchaus normal – Ihr Kind benötigt nachts eine oder mehrere Mahlzeiten. Nach dieser Zeit können Babys theoretisch die ganze Nacht ohne Stillen oder Fläschchen auskommen. Viele schlafen auch tatsächlich in diesem Alter bereits durch – und zwar etwa sechs bis acht Stunden lang. Für die Eltern heißt dies weiterhin, sich auf ein nächtliches Aufwachen ihres Kindes einzustellen.

Was dem Baby beim Schlafrhythmus hilft: ein regelmäßiger Tagesablauf

Schon tagsüber kann das Baby mit einem mehr oder weniger festen Rhythmus der Zeiten fürs Essen, Spielen und Schlafen vertraut gemacht werden. Routinen und Strukturen bei der Pflege, beim Stillen oder Füttern wie auch beim Schlafenlegen helfen dem Baby, sich zu orientieren, seinen Rhythmus zu finden und unterstützen auch schon tagsüber ein selbstständiges Einschlafen. Auch wenn Ihr Baby zum Beispiel immer wieder erlebt, wie sich Anregung und Ruhepausen entsprechend seinen jeweiligen Bedürfnissen abwechseln, lernt es nach und nach, dass alles seine Zeit hat. Denn Kinder – so jung sie auch noch sein mögen – lernen durch die Strukturen, die Eltern ihnen anbieten. Manche Kinder entwickeln innerhalb weniger Wochen ganz von selbst einen festen Rhythmus, andere melden ihren Hunger oder ihr Schlafbedürfnis immer wieder zu anderen Tages- und Nachtzeiten an. Dann ist es besonders wichtig, dass Sie als Eltern Ihrem Kind Orientierung geben, indem Sie den Tagesablauf möglichst regelmäßig gestalten. Das klappt natürlich nicht auf Anhieb und auch nicht immer. Aber keine Angst – hier und da eine Ausnahme bringt nicht gleich alles „aus dem Rhythmus“.

Auf den Schlaf eingestimmt schläft es sich besser

In der letzten Stunde vor dem Schlafengehen sollte ein Kind langsam zur Ruhe kommen und sich auf den Nachtschlaf einstimmen können. Durch immer gleiche Abläufe und Rituale beim abendlichen Schlafengehen – auch was den Schlafplatz und die Schlafumgebung betrifft – entsteht bei Ihrem Kind das Gefühl von Regelmäßigkeit und Erwartbarkeit. Ihr Kind wird nicht plötzlich und überraschend in sein Bettchen gelegt, sondern diese stets gleich ablaufenden allabendlichen Aktivitäten führen es regelrecht zum Schlafen hin: Nach und nach lernt es schon als Baby, was es zu erwarten hat, wenn es müde ist, und kann sich immer besser darauf einstellen. Schon ganz kleine Babys verfügen über eine gewisse, wenn auch beschränkte Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen und selbstständig einzuschlafen (zum Beispiel, indem sie an ihren Händchen saugen oder sich räkeln). Diese Fähigkeit entwickelt sich in den ersten Lebensmonaten weiter.  
Wenn Ihr Baby ruhig, entspannt und noch wach ist, verabschieden Sie sich mit einem Gute-Nacht-Kuss von ihm und gehen aus dem Zimmer. Diese wiederkehrenden Abläufe geben ihm das Gefühl, dass alles seine Ordnung hat und es sich sicher und geborgen fühlen kann.

Vorsicht mit aufwändigen Einschlafhilfen

Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen sind oft ein Ergebnis von ungünstigen Einschlafhilfen, an die sich Kinder nur allzu schnell gewöhnen können. Natürlich ist hier nicht von dem allabendlichen Einschlafritual die Rede, auch nicht von der Spieluhr oder dem geliebten Kuscheltier (das allerdings nur so klein sein sollte, dass es nicht das Gesichtchen des Babys bedecken kann) – all dies ist sinnvoll und hilfreich. Wenn sich Ihr Kind aber zum Beispiel daran gewöhnt hat, herumgetragen oder im Kinderwagen herumgefahren zu werden, bis es eingeschlafen ist, oder es gewohnt ist, an der Brust einzuschlafen und regelmäßig schlafend in sein Bettchen gelegt zu werden, dann wird es diese Einschlafhilfen bald auch lauthals fordern. Vermeiden Sie deshalb Einschlafhilfen, die Sie auf Dauer nicht durchhalten wollen oder können. Eine spätere Umgewöhnung ist natürlich möglich, aber meist für Eltern und Kind anstrengend. Deshalb: Vorbeugen ist besser.

Bei Übermüdung oder Überreizung fällt das Einschlafen schwerer

Bei Ihrem Baby auf Zeichen von Müdigkeit zu achten, ist auch deshalb wichtig, um Übermüdung zu vermeiden. Denn wenn Kinder übermüdet und überreizt sind, fällt das Einschlafen sehr schwer.
Gerade bei Babys, die kaum zur Ruhe kommen und Schwierigkeiten haben, sich selbst zu beruhigen, kann es passieren, dass das „Tor zum Einschlafen“ verpasst wird. So wird der fürs Einschlafen günstigen Zeitpunkt genannt, zu dem Kinder von einer aktiveren in eine ruhigere Phase eintreten und besonders gut einschlafen. Lässt man diesen Zeitpunkt verstreichen, kann es unter Umständen längere Zeit dauern, bis sich ein neues „Einschlaftor“ auftut.

Häufiges Schreien ist oft ein Zeichen von Schlafmangel

Besonders bei Kindern, die häufig und lang anhaltend schreien (sogenannten „Schreibabys“), liegt meist Schlafmangel vor: Diese Kinder bekommen häufig tagsüber einfach zu wenig Schlaf, sind übermüdet und überreizt und kommen dadurch erst recht nicht mehr zur Ruhe – ein Teufelskreis. Hier ist es besonders wichtig, erste Anzeichen von Müdigkeit und Unlust zu erkennen. Wenn Ihr Baby sehr oft überreizt und übermüdet wirkt, sollten Sie versuchen, dass es mehr Schlaf bekommt.

Manchmal benötigen Eltern Hilfe

Viele Eltern erleben die erste Zeit mit ihrem Kind nicht nur als eine beglückende, sondern auch als eine extrem anstrengende Zeit. Wenn Kinder nachts sehr oft aufwachen, bekommen die Eltern nicht genügend Schlaf – manchmal über Wochen und Monate. Kein Wunder, dass man sich da müde, wie erschlagen und vielleicht auch deprimiert und mutlos fühlt.
Sprechen Sie mit Ihrer Kaleido-Beraterin, Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin über diese belastende Situation – diese wissen sehr genau, welchen Schwierigkeiten Eltern in den ersten Lebenswochen ihres Kindes oft ausgesetzt sind und können mit Ihnen zusammen Lösungsmöglichkeiten suchen. Unterstützung finden Eltern unter anderem bei Hebammen und Eltern-Kind-Gruppen. Und vergessen Sie nicht: Diese erste Zeit geht vorüber!

Literaturangaben

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Online (zugegriffen am: 12.12.2021)